Zentralbanken steigern die weltweite Goldnachfrage mit Rekordkäufen

Die Zentralbanken haben mit dem Kauf einer Rekordmenge die weltweite Nachfrage nach dem Edelmetall angekurbelt – ein weiteres Krisenzeichen?

Zentralbanken steigern die weltweite Goldnachfrage mit Rekordkäufen
Zentralbanken steigern die weltweite Goldnachfrage mit Rekordkäufen

World Gold Council berichtet von Rekordkäufen der Zentralbanken

In Zeiten von Gaskrise, Krieg, Lockdown und Stromsorgen bekommen viele es mit der Angst zutun. Während der ein oder andere Vorräte anhäuft und ganze Survival-Pakete kauft, beschaffen sich Zentralbanken Goldvorräte. Aber neben Wasser, Dosenessen und einer Notstromversorgung legen sich Einige auch ein paar Plättchen Gold für den Ernstfall zur Seite.

Die Zentralbanken haben im dritten Quartal 2022 eine Rekordmenge von 399 Tonnen Gold im Wert von rund 20 Milliarden Dollar gekauft und damit die weltweite Nachfrage nach dem Metall angekurbelt, wie der World Gold Council (WGC) am Dienstag mitteilte. Im gesamten Jahr lagen die Goldkäufe damit so hoch wie zuletzt in 1967.

Die Nachfrage nach Gold war auch bei Juwelieren und Käufern von Goldbarren und -münzen stark, so der WGC in seinem jüngsten Quartalsbericht, doch die börsengehandelten Fonds (ETFs), die Goldbarren für Anleger lagern, gingen im letzten Quartal zurück.

Goldnachfrage steigt während Goldpreis fällt

Gold gilt in der Regel als sichere Anlage für Zeiten der Unsicherheit oder des Aufruhrs, aber viele Finanzinvestoren verkauften Anteile an goldgedeckten börsengehandelten Fonds, als die Zinsen stiegen und die Renditen anderer Vermögenswerte in die Höhe trieben.

Der Abverkauf von Goldbarren durch börsengehandelte Fonds trug dazu bei, dass die Goldpreise im dritten Quartal um 8 % fielen. Aber dieser Preisrückgang trug dazu bei, die Nachfrage nach Schmuck zu anzuregen, so der WGC. Insgesamt belief sich die weltweite Goldnachfrage im Zeitraum Juli-September auf 1.181 Tonnen, ein Anstieg um 28 % gegenüber 922 Tonnen im gleichen Zeitraum 2021, so der WGC.

Die Nachfrage habe sich bis September wieder auf das Niveau vor der Pandemie erholt, hieß es. Die Käufe der Zentralbanken im dritten Quartal übertrafen bei weitem den bisherigen Quartalsrekord, der bis ins Jahr 2000 zurückreicht, und beliefen sich nach Angaben des WGC bis September auf 673 Tonnen, was mehr ist als die Gesamtkäufe in einem ganzen Jahr seit 1967.

Barren- und Münzinvestitionen als Absicherung gegen die Inflation
Barren- und Münzinvestitionen als Absicherung gegen die Inflation

Wer das Gold im Jahr 2022 kauft

Die Zahlen sind eine Kombination aus beständigen gemeldeten Käufen durch Zentralbanken und einer beträchtlichen Schätzung für nicht gemeldete Käufe nach dem Bericht des WGC. Unter den größten offiziellen Käufern am Goldmarkt finden sich auffällig wenige westliche Staaten. Die Türkei war in diesem Quartal der größte Goldkäufer, gefolgt von Usbekistan (26,13 Tonnen) und Indien (17,46 Tonnen).

Der Veranstalter der WM, Katar, landet auf dem 4. Platz und erhöht seine Goldreserven um 14,77 Tonnen auf insgesamt 72,29 Tonnen Gold. Deutschlands Goldreserven liegen mit 3.355,14 Tonnen im weltweiten Vergleich weiterhin auf Platz 2 hinter den USA mit 8.133,46 Tonnen Gold. Dazu verfügt die deutsche Bevölkerung über ein großes Vermögen an  privatem Gold. Nicht alle Länder melden ihre Goldkäufe regelmäßig, so dass es schwierig ist, herauszufinden, wie viel z. B. China und Russland im selben Zeitraum gekauft haben. Durch die Sanktionen ist Russland vom westlichen Goldmarkt ausgeschlossen und handelt daher über andere Nachbarländer wie Usbekistan oder der Türkei.

Der Schmuckindustrie erreichte einen robusten Wert von 523 Tonnen und stieg damit trotz des sich verschlechternden weltwirtschaftlichen Umfelds um 10 % gegenüber dem Vorjahr. Im Jahresvergleich ist die Nachfrage mit 1.454 t leicht gestiegen (+2%). Die Anleger versuchten, sich mit Barren- und Münzinvestitionen gegen die Inflation abzusichern, was die Gesamtnachfrage im Einzelhandel im Jahresvergleich um geschätzte 36 % ansteigen ließ.

(TB)