Venezuela verkauft sein Gold, um Bankrott hinauszuzögern

Seit dem Absturz des Ölpreises steuert Venezuela auf eine Staatspleite zu. Denn das Land ist abhängig von seinen Ölexporten. Das Volk leidet unter Hyperinflation und Wirtschaftskrise, doch die Gläubiger erhalten weiter ihr Geld. Denn Venezuela verkauft sein Gold. Bald ist es alle.

Staatspräsident Nicolás Maduro verhökert das Gold ins Ausland, das sein Vorgänger Hugo Chavez mit so viel Mühe nach Venezuela geholt hatte. (Bild: DonkeyHotey)
Staatspräsident Nicolás Maduro verhökert das Gold ins Ausland, das sein Vorgänger Hugo Chavez mit so viel Mühe nach Venezuela geholt hatte. (Bild: DonkeyHotey)

Der Absturz des Ölpreises seit 2014 hatte schwere Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Währung von Venezuela. Denn die Exporte des Landes bestehen zu rund 95 Prozent aus Rohöl. Das Volk leidet unter einer Inflation von über 100 Prozent und einem wirtschaftlichen Zusammenbruch.

Die Kreditausfallderivate (Credit default swaps, CDS) zeigten vorübergehend eine Wahrscheinlichkeit von 96 Prozent, dass das südamerikanische Land innerhalb der nächsten fünf Jahre zahlungsunfähig sein wird. Bisher konnte Venezuela einen Staatsbankrott vermeiden. Doch wie geht das?

Zum einen hat Venezuela seine ausländischen Währungsreserven in atemberaubender Geschwindigkeit abgebaut. Nur noch 15,2 Milliarden Dollar sind übrig, so wenig wie seit fast zwölf Jahren nicht mehr.

Zum anderen verkauft Venezuela sein Gold. Dabei hatte der frühere Herrscher Hugo Chavez im Jahr 2011 so hart daran gearbeitet, das Gold von London zurück in die Heimat zu holen. Doch sein Nachfolger, der aktuelle Staatspräsident Nicolás Maduro, schickt das Gold nun zurück an die Gläubiger des Landes.

Venezuela verkauft sein Gold bis zum letzten Barren?

Diese und kommende Woche muss Venezuela Anleihezahlungen in Höhe von insgesamt 3,5 Milliarden Dollar leisten, ohne dass es auf profitable Ölexporte zurückgreifen kann. Im Vorfeld dieser Anleihezahlungen schreibt der US-Finanznachrichtendienst Bloomberg:

„Als ein Zeichen dafür, wie Venezuela immer verzweifelter versucht, in den Besitz harter Währungen zu gelangen, zeigt ein diese Woche freigegebener Bericht, dass das Land seine Goldverkäufe beschleunigt hat.“

Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2015 hat sich Venezuela von 19 Prozent seines Goldbestands getrennt, berichtet Reuters. Zwar stellen diese Zahlen lediglich die Transaktionen bis Mai 2015 dar. Trotzdem zeigen die Zahlen, wie Venezuela Geld auftreibt, um seine Gläubiger zu bezahlen und Importe zu finanzieren.

Im Mai hatte das Land nach Berechnungen von Bloomberg noch Gold im Wert von 11,8 Milliarden Dollar. Zwar ist unklar, wie viel Gold Venezuela in den letzten fünf Monaten verkauft hat. Doch klar ist, dass das Gold bald alle sein wird. Denn im kommenden Jahr muss Venezuela 12 Milliarden Dollar Schulden zurückzahlen.