Ist Gold keine Inflationsabsicherung mehr?

Verliert Gold seine Funktion als Inflationsabsicherung? Sowohl ja als auch nein, denn es gibt Gründe für die schwache Performance des Edelmetalls trotz steigender Inflation. Positiv ist jedoch, dass die Zentralbanken dem Gold nach wie vor die Treue halten.

Die Luft ist raus

Am 6. August 2020 lag der Goldpreis an der weltweit führenden Edelmetallbörse, der LBMA in London, bei 2.067,15 $. Nie zuvor hat eine Unze Gold mehr gekostet. Womit zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet hat: Dieser Tag markierte auch das Ende der Aufwärtsbewegung. Seitdem schwankt das Edelmetall zwischen 1.900 und 1.700 US-Dollar hin und her, ohne jeglichen Schwung oder Stärke. Es scheint, als ob dem Gold etwas die Luft ausgegangen ist.

Nicht mehr attraktiv als Inflationsabsicherung?

Doch es spricht viel für das kostbare Metall, als Inflationsabsicherung. Bezüglich der Corona-Pandemie ist zwar das Schlimmste überstanden, aber noch längst nicht das Ende. Die Welt wird darüber hinaus von weltpolitischen Krisen erschüttert, wie etwa in Afghanistan. Nicht zuletzt ist die Inflation in den letzten Monaten rapide angestiegen. Seit Juni liegt die Inflationsrate in den USA über der 5-Prozent-Marke, mittlerweile bei knapp 7 Prozent. Ein solch hoher Wert wurde seit 2008 nicht mehr erreicht. Und das Gespenst der Inflation geht auch in Deutschland und der Eurozone um. Dabei sollte gerade die Rückkehr der Inflation dem Gold als wertstabile Inflationsabsicherung Auftrieb geben. Doch das Gegenteil ist der Fall: Von Anfang des Jahres bis Ende September zogen Anleger laut World Gold Council insgesamt 146 Tonnen Gold aus physisch hinterlegten Goldfonds ab. Das bedeutet, dass Gold für die Anleger deutlich weniger Glanz ausstrahlt. Fragt sich nur, aus welchem Grund?

Zinsen schaden dem Gold

Die Tatsache, dass die Beliebtheit von Gold trotz der vorgenannten Aspekte nachgelassen hat, ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen. Erstens sind die Anleiherenditen in den USA zu Beginn des Jahres aufgrund gestiegener Inflationserwartungen deutlich gestiegen. So kletterte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen im Jahresverlauf auf bis zu 1,54 Prozent. Aufgrund der höheren Zinssätze ist Gold als unverzinsliche Anlage jedoch weniger gefragt. Noch erschwerend kommt hinzu, dass die US-Notenbank Fed voraussichtlich in Kürze mit der „Normalisierung“ ihrer Geldpolitik beginnen wird. Eine solche Trendwende könnte den Zinsen in den USA einen weiteren Schub geben. Der zweite Punkt, der die Schwäche des Goldes zumindest teilweise erklärt, ist die Entwicklung des US-Dollars. In den letzten Monaten hat der Greenback gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem Euro deutlich an Wert gewonnen. Nun ist es wichtig zu wissen, dass sich der US-Dollar und der Goldpreis oft in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Mit anderen Worten: Wenn der Dollar an Wert gewinnt, verliert Gold – und andersherum.

(FE)